Helene-Lange-Schule  -  Msitu wa Tembo Sec. School

 

Unsere Ziele und Projekte

Die Partnerschule der Helene-Lange-Schule in Hannover befindet sich in Langasani, einem kleinen Ort in der Nähe der Provinzhauptstadt Moshi am Fuße des Kilimandscharo. Die Schülerinnen und Schüler der „Msitu wa Tembo Secondary School“ sind zwischen 13 und 20 Jahre alt. Viele von ihnen leben unter der Woche im Internat der Schule. Die Schülerschaft ist kulturell vielfältig zusammengesetzt. Es gibt Moslems und Christen verschiedener Konfessionen, unter ihnen auch viele Massai-Kinder.

Die ca. 650 Schüler und Schülerinnen werden von 12 engagierten Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet. Die Klassen sind mit ca. 50 Schülerinnen und Schülern sehr groß und die Räume schlecht ausgestattet. So hat nicht immer jeder einen eigenen Sitzplatz und es fehlt an den grundlegendsten Unterrichtsmaterialien. Die Schüler und Schülerinnen dieser staatlichen Schule zahlen Schulgeld und müssen zusätzlich regelmäßig Holz für den Küchenherd mitbringen. Sind sie dazu nicht in der Lage, dürfen sie nicht am Unterricht teilnehmen. So kommt es dazu, dass einige von ihnen ihre Ausbildung immer wieder unterbrechen müssen, um Geld für den Schulbesuch zu verdienen.
Mitten in der Steppe gelegen nutzte die Msitu wa Tembo Secondary School bisher Quellwasser aus den Vorbergen des Kilimandscharo, das stark mit Fluoriden belastet ist. Diese natürliche Gegebenheit verursacht bei dauerhafter Aufnahme die Krankheit Fluorose, die die Zähne gelb färbt und die Knochen zerstört. Des Weiteren ist die Schule aufgrund ihrer relativ abgelegenen Lage nicht an das staatliche Stromnetz angeschlossen. Das bedeutet, dass die Internatsschülerinnen und -schüler bisher ab sechs Uhr abends quasi im Dunkeln saßen und keine Möglichkeit zum Lernen hatten. Die Versorgung mit Wasser und Strom war somit das Problem, das für unsere Partner in der „Msitu wa Tembo Secondary School“ zunächst Vorrang hatte. Mit unseren Projekten konnten wir die Schule bei der Lösung dieses Hauptproblems unterstützen.

Ziele:

 Die Ziele unserer Partnerschaft sind vielfältig. Wir möchten die Bildungschancen der Schülerinnen und Schüler unserer Partnerschule erhöhen und die tansanischen Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Arbeit unterstützen. Zugleich möchten wir selbst, Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer der HLS, von der „Partnerschaft auf Augenhöhe“ profitieren. „Globale Entwicklung“, „interkultureller Austausch“ und „Eine-Welt-Themen“ sind für uns nicht länger bloße Schlagworte, sondern durch die lebendige Partnerschaft zu konkreten Herausforderungen geworden, denen wir uns weiter stellen wollen.


2019

Unser neustes Projekt, dass eigentlich (Corona!?) 2020 in Hannover fortgesetzt werden soll:

 

„Vergangen und doch gegenwärtig“

- Spurensuche zum (deutschen) Kolonialismus

 Die Partnerschaft der Msitu wa Tembo Secondary School (Tansania) mit dem Gymnasium Helene Lange Schule (Deutschland) existiert seit 2009. In diesen zehn Jahren haben wir uns (Schüler*innen und Lehrer*innen) trotz der großen Distanz jedes Jahr getroffen, entweder in Tansania oder in Deutschland. Zwischen den Besuchen findet ein regelmäßiger Austausch über Emails oder WhatsApp, auch per Videogespräch, statt.

 

Ein weiterer Schwerpunkt neben unseren Begegnungsfahrten sind die gemeinsam geplanten und durchgeführten Projekte- Diese fördern nicht nur den interkulturellen Austausch, sondern beschäftigen sich auch mit Themen, die sich an den Nachhaltigkeitszielen (Development Goals) der UN orientieren.

 

2019 haben wir uns nach mehreren Projekten zu umweltrelevanten Themen (Bsp: Wasser, Solar, Ernährung, Aufforstung) zur Aufarbeitung unserer „gemeinsamen“ Vergangenheit entschieden. Für solch ein sensibles Thema „Vergangen und doch gegenwärtig- Spurensuche zum (deutschen) Kolonialismus“ bedarf es einer vertrauensvollen Zusammenarbeit, in der auch Perspektivwechsel möglich sind, was aufgrund unserer langjährigen Partnerschaft möglich war. Das Thema stieß in beiden Schulen auf sehr großes Interesse. Neben der historischen Arbeit war es auch unser Ziel, eigene Stereotype und Vorurteile zu erkennen, einzuordnen und ein tieferes Verständnis füreinander zu entwickeln. Die Projektarbeit sollte also nicht nur die Vergangenheit beleuchten, sondern auch die dadurch beeinflussten Dimensionen des Geschichtsbewusstseins in beiden Ländern verdeutlichen. Wir setzten uns also „große“ Ziele.

Schon 2018 hatten wir uns gemeinsam entschieden, im folgenden Jahr (2019) mit dem Projekt in Moshi zu starten und zuerst die tansanische Perspektive in unseren Fokus zu stellen, bevor wir dann 2020 die „Spurensuche“ in Hannover fortsetzen würden.

Damit eine professionelle Hinführung auf die Thematik gewährleistet war und beide Gruppen inhaltlich angemessen für die Projektarbeit vorbereitet waren, haben wir einen Geschichtsprofessor der Universität Arusha eingeladen, der zu Beginn einen Vortrag über die deutsche Kolonialzeit gehalten hat. Er wies darauf hin, dass wir alle Folgen, positive wie negative, für beide Seiten bei unserer Recherche betrachten müssten.

 

Gemeinsam mit dem Professor haben wir im Anschluss geplant, wie wir die „reale Spurensuche“ Vorort umsetzen könnten. Auf mehreren gemeinsamen Exkursionen haben wir viele sichtbare Relikte aus der Kolonialzeit in der Region Old Moshi gefunden. Das Finden, das Dokumentieren und das Recherchieren zu den Relikten und ihren Funktionen war unser erster Schritt der Projektarbeit. Wir haben viele historische Orte, mehr als erwartet,       gefunden, und über sie viel aus der Vergangenheit erfahren.

 

Ein Beispiel unserer Recherche ist der Bahnhof in Moshi, der im maurisch-wilhelminischen Stil gebaut wurde und an die deutsche Kolonialzeit erinnert. Er war ein bedeutender Umschlagplatz für den Kaffeeexport. Die Usambarabahn nahm 1911 ihren Betrieb auf und war hauptsächlich zum Transport von Rohstoffen zu den Häfen gedacht. Deshalb liegt der Bahnhof auch außerhalb des Ortes, da kein Personenverkehr geplant war (später wurden allerdings die deutschen „Schutztruppen“ transportiert). Erst später verlagerte sich der Ort allmählich etwa 6 km bergab ins „neue“ Moshi.

 

Die eingleisige Bahnlinie mit einem geringen Schienenabstand weisen darauf hin, dass die somit auch schmaleren Züge für die Fahrt durch die Usambara-Berge konzipiert waren. Die Schwellen bestanden aus Eisen, und nicht wie zu der Zeit in Deutschland üblich war aus Holz, damit sie nicht entwendet werden konnten, um als Brennholz verwendet zu werden. Als Fazit konnten wir festhalten, dass der Bau der Eisenbahnlinie vorwiegend der Beherrschung wie auch der wirtschaftlichen Erschließung und Ausbeutung der Kolonie diente.

Der alte Bahnhof und die alte Eisenbahnlinie wurden 2019 restauriert und wieder in Betrieb genommen.

 

 

Weitere „Spuren“, die wir gefunden haben, waren die erste christliche Kirche der Region, die von Benno Gutmann gebaut wurde und die Denkmäler für die erste christliche Taufe und für das erste Aussprechen des Evangeliums.

 

Nur ein paar Kilometer entfernt von diesen Denkmälern standen noch die verwaisten und halb verfallenen Verwaltungsgebäude der deutschen Kolonialadministration, mit einer kleinen Kirche

  

 

und angrenzendem Friedhof und die Schlafbaracken der deutschen Soldaten. Menschen aus dem Ort berichteten uns, dass es sogar einen Tennisplatz und einen Swimming-Pool damals dort gab.


Besonders beeindruckt hat uns das kleine Museum in der Region, in dem eine Ausstellung über den Widerstandskämpfer Mangi Meli zu sehen ist. Er wurde hingerichtet und sein Kopf wurde nach Deutschland zur Vermessung unter rassistischen Gesichtspunkten gebracht.

 

Sein Enkel sucht, mittlerweile mit Unterstützung der deutschen Bundesregierung und anhand seiner DNA-Probe, in den Sammlungen von Museen nach dem Kopf seines Großvaters, damit er ihn in Old Moshi begraben kann.

 

 

Im Museum gibt es u.a. eine Videoinnstallation zum Leben und Leiden von Mangi Meli. (s.Bild)

Zur Auswertung und Bewertung der gefundenen „Spuren“ und der Rechercheergebnisse haben wir, wie vom Professor vorgeschlagen, Auswirkungen/Folgen gemeinsam von den Schüler*innen beider Schulen diskutieren und formulieren lassen.

 Sehr auffällig war dabei, dass von tansanischer Seite neben den vielen negativen Auswirkungen auch einige positive (Beispiele hierfür waren der christliche Glauben, die einheitliche Sprache Kisuaheli und Erfahrungen mit der Administration) genannt wurden. Zur Begründung wurde angeführt, dass gelernte Fähigkeiten aus dieser Zeit erforderlich und hilfreich im späteren Kampf für die Unabhängigkeit waren. Von deutscher Seite wurden alle Folgen der Kolonialzeit ausschließlich als negativ bewertet, weil alle Veränderungen unter Zwang und mit eindeutigem Ziel erfolgten. In der Folge gab es lange Diskussionen zwischen allen Gruppen über die Bewertung von geschichtlichen Ereignissen. 

Bei diesen Gesprächen haben wir alle viel (voneinander) gelernt.  Es zeigte sich, dass das Geschichtsverständnis etwas unterschiedlich war. Für die Tansanier war es kein Problem, „positive Ergebnisse“, die sich aus der Kolonialzeit in der Gegenwart ergeben haben, auch als positiv zu benennen, während von deutscher Seite die Zeit als „dunkles Kapitel“ unserer Geschichte betrachtet wird und daraus nichts „Positives“ erwachsen kann.

Als gemeinsames Fazit haben wir jedoch festgehalten, dass für die Menschen in der Kolonie Ostafrika die Kolonialherrschaft verheerend war und dass die Strukturen dieser Fremdherrschaft bis heute vielfältige Spuren hinterlassen haben.

Unsere Planung (vor Corona):

Die Recherche und die Diskussionen über die Auswirkungen bis in die Gegenwart (Postkolonialismus) soll in diesem Jahr (2020) in Hannover fortgesetzt werden, darin waren wir uns am Ende des Projekts einig. 

 Leitfragen bei der Recherche in Hannover (Deutschland) sollen sein:

·         Welche Spuren sind noch auffindbar?

·         Wie gedenkt man der Kolonialzeit?

·         Welche „Spuren“ in Sprache und Berichterstattung findet man heute noch?

·         Welche gesellschaftliche Relevanz hat das Thema bis heute?

 Zur Nachhaltigkeit der Ergebnisse soll mit der App „Actionbound“ ein virtueller Stadtrundgang durch Hannover konzipiert werden, der auch von anderen Gruppen genutzt werden kann.

 


2017


2016


Bisherige Aktivitäten seit 2011


Partnerschaft und Projekte

 

Seit August 2011 besuchten wir unsere Partnerschule regelmäßig. Viele gemeinsame Aktionen – die Teilnahme am Unterricht, Sport und Spiel und gemeinsame Exkursionen – haben aus Fremden Freunde gemacht. Dank der Spendenbereitschaft der HLS - Schulgemeinschaft und der großzügigen Unterstützung durch weitere Sponsoren konnten wir die Schule mit zwei Regenwassertanks, die von dem mit Fluorid belasteten Quellwasser unabhängig machen, einer eigenen Solaranlage, die eine autarke Stromversorgung nachhaltig gewährleistet, ausstatten.

 

 

Ebenso erfolgte die Erweiterung der Toilettenanlagen für Mädchen. Indem wir die Planungen der Handwerker und Zulieferer vor Ort begleiten und den Beginn der Bauarbeiten beobachten konnten, haben wir viel über die infrastrukturellen Schwierigkeiten des Landes erfahren und das Engagement unserer Partnerschule besonders schätzen gelernt.
Der Solarstrom ermöglichte es, dass wir die Schule mit Netbooks, PCs, Drucker, Beamer und Kopierer ausstatten konnten. Auch Schulbücher, Hefte und Stifte wurden dringend benötigt. Die Anschaffungen aus unseren Spendengeldern der letzten fünf Jahre sind in ausgezeichnetem Zustand und werden ausgiebig genutzt. Das ganze Schulleben hat sich dadurch positiv verändert.
Bei unserem dritten Besuch in den Sommerferien 2013 konnten wir dank des Einsatzes unserer Schülerinnen und Schüler und ihrer Sponsoren die dringend notwendige Renovierung von zehn Klassenräumen finanzieren. Böden, Wände, Fenster und Türen wurden in einen Zustand gebracht, der eine gute Lernatmosphäre ermöglicht. Außerdem konnten wir Trikots für die Fußballmannschaft der Schule kaufen, worüber sich die Schülerinnen und Schüler, für die Fußball eine große Rolle spielt, sehr gefreut haben.

 

 

 

Wie in den Jahren zuvor standen wieder gemeinsame Aktivitäten im Mittelpunkt unserer Begegnung: Zum einen besuchten wir mit Schülern und Lehrern der Msitu wa Tembo den Tarangire-Nationalpark. Zum anderen standen in diesem Jahr auf unserem Stundenplan die Fächer Biologie, Chemie und Erdkunde.

 

 

Höhepunkt war das gemeinsame englischsprachige Theaterstück des German Club und der Tansania AG, das beim Abschlussfest vorgeführt wurde.

 


Der Schwerpunkt unserer Aktivitäten soll weiterhin auf der Entwicklung gemeinsamer Unterrichtsprojekte liegen. Im Sommer 2014 haben uns erstmalig eine Lehrerin und drei Lehrer unserer Partnerschule besucht. Sie waren fast drei Wochen lang ein Teil unseres Schulalltags. Neben den Unterrichtshospitationen und verschiedenen Ausflügen erfolgte die Vorbereitung und Planung des Besuchs einer tansanischen Schülergruppe für den Sommer 2015 an der HLS. Gemeinsam haben wir während der Projektwoche vom 14.-20.7.15 zum Thema Wasser in verschiedenen Projekten gearbeitet. So wurde die Partnerschaft noch weiter in das Schulleben hineingetragen. Ermöglicht wurde der erstmalige Besuch der tansanischen Schülergruppe an der HLS von 
ENSA (Entwicklungspolitisches Schulaustauschprogramm) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Neben der inhaltlichen Vorbereitung nahmen wir parallel dazu an pädagogischen Seminaren von ENSA (zu Themen wie Teamgeist, Umgang mit Konflikten, kritische Auseinandersetzung mit Diversität und gesellschaftlichen Verhältnissen...) teil und wurden intensiv auf den Besuch vorbereitet.